Bundeskongress der Räte der Religionen: Kreative Wege für Verständigung

Delegierte aus 44 Städten nutzen den Kongress, um gemeinsam zu experimentieren, voneinander zu lernen und im Austausch über Religionen und Weltanschauungen zu erproben, wie Menschlichkeit im Alltag konkret gelebt werden kann.

Rund 80 Delegierte aus 44 Städten und Landkreisen haben sich Mitte September zum 8. Bundeskongress der Räte der Religionen in Dietzenbach im hessischen Landkreis Offenbach getroffen. Der zweitägige Austausch drehte sich weniger um Glaubensfragen, sondern darum, wie Verständigung gelingen kann, wenn Worte dazu nicht ausreichen.

Unter den Teilnehmern waren auch Lutz Renken von der Humanistischen Vereinigung und Ilyas Yanc vom Yezidischen Forum, die gemeinsam den Arbeitskreis Religionen des Präventionsrates Oldenburg repräsentierten. Ihre Teilnahme macht deutlich, dass der Bundeskongress nicht nur religiöse Stimmen bündelt, sondern auch weltanschauliche Perspektiven einbezieht.

Der Kongress begann am Sonntagabend mit einem kulturellen Auftakt im Capitol Dietzenbach. Musik, Theater und künstlerische Beiträge boten einen lockeren Einstieg und luden die Teilnehmer*innen zum Gespräch ein. Bürgermeister Dr. Dieter Lang, Landrat Oliver Quilling und Sozialministerin Heike Hofmann hoben die Vielfalt der Region hervor. „Hier leben mehr als 130 Nationalitäten“, sagte Quilling. „Und der Austausch über Grenzen hinweg gehört zum Alltag.“

Am zweiten Tag rückte die Frage in den Mittelpunkt, wie Begegnung jenseits von Sprache möglich ist. Mareike Ritter vom Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienst berichtete von Erfahrungen aus jüdisch-muslimischen Kunst- und Kulturprojekten. Kreative Formate können demnach Nähe erzeugen, Verständnis fördern und den Blick für Gemeinsamkeiten öffnen, selbst wenn Diskussionen scheitern.

Die Delegierten probierten verschiedene Ansätze praktisch aus. Im interreligiösen Musikensemble Coexist aus Dresden spielten sie gemeinsam und erlebten, wie Musik als verbindendes Element wirken kann. Das Festival HolyFlow in Cottbus setzt auf Tanz und Performance, um Begegnung zu ermöglichen. Bei Projekten wie den Gärten der Religionen oder interreligiöser Kräuterkunde wurde gemeinsames Arbeiten mit Austausch kombiniert. Schul-Tandems zwischen jüdischen und muslimischen Schülern ermöglichten frühe Begegnung, während das Mitmach-Theater des People’s Theater aus Offenbach Konflikte im Alltag sichtbar machte und Reflexion anregte.

Ein besonderer Programmpunkt war der „Spirituelle Impuls“. Lutz Renken sprach dabei für die Humanistische Vereinigung und rückte die Menschlichkeit in den Mittelpunkt. Sie sei nicht einfach schmückendes Beiwerk, sondern das Fundament, auf dem religiöse und weltanschauliche Praktiken funktionieren. „Ohne Menschlichkeit bleibt Moral beliebig, Vernunft kalt“, sagte Renken. Entscheidend sei nicht, dieselben Wahrheiten zu teilen, sondern den anderen als Menschen wahrzunehmen – verletzlich, widersprüchlich und fähig zu Einsicht. Gerade in Zeiten, in denen Konflikte manche Menschen zu Feindbildern machen, beginne Haltung im Alltag, im Gespräch, im Zuhören und im Widerspruch. Er zitierte Bertrand Russell und Albert Einstein: „Erinnert Euch an Eure Menschlichkeit und vergesst den Rest.“

Neben inhaltlichem Austausch standen auch organisatorische Themen auf der Tagesordnung. Der Sprecher*innenrat des Bundeskongresses wurde neu gewählt und wird künftig die Arbeit der Räte koordinieren. Der nächste Kongress ist für 2026 in Stuttgart geplant. Dort soll die Vielfalt der Stadt sichtbar werden, der Austausch weiter gefördert und praktische Beispiele für gelebten Dialog vorgestellt werden.

Insgesamt machte der Kongress deutlich, dass Dialog nicht nur durch Diskussionen entsteht. Musik, Theater, Umweltprojekte oder Schulpartnerschaften können Begegnung erleichtern und Verständnis fördern. Dabei geht es nicht um große Gesten, sondern um alltägliche Haltung: zuhören, respektvoll bleiben und Menschlichkeit ernst nehmen.

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