München: Humanistische Begleitung für den interreligiösen Dialog
Gut die Hälfte der Bevölkerung Münchens gehörte in diesem Jahr zu keiner der zahlreichen in der Stadt vertretenen Religionsgemeinschaften, zugleich stellen auch diese einen wichtigen Teil des zivilgesellschaftlichen und kulturellen Lebens in der Landeshauptstadt des Freistaats dar. Ende September hatte daher der Stadtrat auf Initiative der Fraktion von SPD/Volt und gegen die Stimmen der CSU für die Benennung eines Beauftragten für den interreligiösen Dialog gestimmt. Am 15. November fand die Auftaktveranstaltung des Dialogs im Rathaus von München statt.
Teilnehmer*innen der Auftaktveranstaltung waren neben Wolfgang Wuschek als Repräsentant der Humanistischen Vereinigung zahlreiche Vertreter*innen religiöser Weltanschauungsgemeinschaften: das Buddha-Haus, die Bahai-Gemeinde, die Alevitische Gemeinde, die Ahmadiyya Gemeinde, die Ezidische Akademie, die israelitische Kultusgemeinde, das Münchner Forum für Islam sowie die griechisch-orthodoxe, römisch-katholische und evangelisch-lutherische Kirche; außerdem verschiedene Ratsgremien (Rat der Religionen, Katholikenrat, Muslimrat und Migrationsbeirat) sowie eine Vielzahl von Organisationen des interreligiösen Dialogs.
Der ehrenamtliche Beauftragte der Landeshauptstadt, Marian Offman, unterstrich zu Beginn der Veranstaltung, dass Voraussetzung für den Frieden in einer Stadt auch der Frieden unter den Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften sei. Seine Aufgabe als Dialogbeauftragter sei es, diese weiter zusammenzuführen und ihre Wünsche und Anliegen der Landeshauptstadt vorzutragen und, wo möglich, zu deren Umsetzung beizutragen. Ein erstes Ziel, auf das sich die Beteiligten des offiziellen interreligiösen Dialogs unter humanistischer Begleitung – neben einem gemeinsamen Aufruf zur Impfung gegen das Coronavirus – bei der Auftaktveranstaltung einigten, ist die Abstimmung auf einen gemeinsamen Wertekanon, den sie gegenüber der Landeshauptstadt München und der Münchner Stadtbevölkerung vertreten werden. Inhalt soll unter anderem das Eintreten gegen alle Formen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (wie etwa Muslimfeindlichkeit, Antisemitismus oder Homophobie) wie auch die Positionierung für Geschlechtergerechtigkeit sein. Der Beschluss dazu erging, vorbehaltlich der formal einzuholenden Zustimmung durch übergeordnete Gremien, einstimmig. Dieser von der Arbeitsgruppe formulierte Wertekanon soll in einer weiteren Sitzung der Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften in etwa einem halben Jahr diskutiert und beschlossen werden.
Wolfgang Wuschek unterstrich anschließend auch den Wert der informellen Gespräche mit einzelnen Teilnehmer*innen. „Diese zeigten Interesse an uns und Wertschätzung meiner Aussagen in der Versammlung. Wie einer der Teilnehmer es formulierte, müssen wir noch viel voneinander erfahren. Ein guter Einstieg für mich in die Gespräche waren die gemeinsamen Zwecke von Religion und Humanismus, z. B. Unterstützung bei Sinngebung und Gemeinschaftserleben, aber auch, dass ich als Humanist an vieles glaube. Deshalb bin ich optimistisch, dass wir als Humanist*innen in einem solchen Kreis Nutzen stiften, als auch von ihm profitieren werden. Trotzdem wird es einige Zeit dauern, bis wir als Weltanschauung in den Köpfen der Teilnehmer*innen präsent sind. Ich freue mich auf die Mitarbeit am gemeinsamen Wertekanon“, so Wolfgang Wuschek.
Zum Bericht des Dialogbeauftragten beim offiziellen Stadtportal muenchen.de...