Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit: Menschenrechtskonferenz in Berlin
Im Tagungswerk Jerusalemkirche in Berlin haben sich gestern Aktivist*innen und mutige Stimmen aus der Welt der Menschenrechtsverteidigung versammelt, um anlässlich des Tags der Menschenrechte am 10. Dezember der Frage nachzugehen, wie Menschenrechtsverteidiger*innen und das Engagement für Demokratie die universellen Prinzipien von Freiheit und Gerechtigkeit am besten verteidigen können. Unter dem Titel „Pro-Demokratie-Aktivisten – Der Kampf von Dissidenten für Demokratie und Menschenrechte“ bot die Konferenz einen eindringlichen Einblick in die Herausforderungen und Opfer jener, die unermüdlich für demokratische Werte eintreten. Für die Humanistische Vereinigung nahm die Leiterin des Berliner Büros, Grit Lahmann, an der Veranstaltung teil.
Die Konferenz wurde durch Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, stellvertretende Vorsitzende des Vorstands der Friedrich-Naumann-Stiftung, eröffnet. Sie betonte die fundamentale Bedeutung der Menschenrechte für demokratische Gesellschaften und würdigte den Mut der Aktivist*innen, die ihre Sicherheit riskieren, um gegen autoritäre Regime und für Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie einzutreten.
Einblicke in mutige Lebensgeschichten
Die Konferenz brachte zahlreiche Pro-Demokratie-Aktivist*innen aus Ländern wie Venezuela, Iran, Russland, Belarus, Afghanistan und Hongkong zusammen. Darunter war die iranische Frauenrechtlerin Masih Alinejad, die kürzlich ein Attentat überlebte und vor der Gender-Apartheid in ihrem Heimatland warnt. Ihre afghanische Mitstreiterin Barakzai schilderte, wie Frauenrechte in autokratischen Regimen systematisch missachtet werden.
Anna Matsiyeuskaya, belarussische Juristin, lenkte den Fokus auf die Kinder inhaftierter Menschenrechtler*innen und deren Bedürfnisse. Der russische Oppositionspolitiker Ilya Yashin, der erst vor kurzem durch einen Gefangenenaustausch nach Berlin kam, sprach über seine Bemühungen, die schweigende Opposition in Russland zu mobilisieren. Er forderte eindringlich eine kompromisslose Haltung des Westens gegenüber dem Kreml und warnte davor, Zugeständnisse zu machen, die Putin zu weiterer Aggression ermutigen könnten.
Ein zentrales Thema war die Bedrohung der Aktivist*innen auch in ihren Exilländern. Viele berichteten von Cyberangriffen, Stalking, Einschüchterung ihrer Familien sowie Desinformationskampagnen. Sie präsentierten konkrete Vorschläge, wie die deutsche und europäische Politik besseren Schutz bieten könnte.
Ein globaler Kampf für die Freiheit
Ein bewegender Moment war der Ausblick auf eine internationale Konferenz, die Masih Alinejad für November 2025 in Berlin plant. Über 600 Menschenrechtsverteidiger*innen sollen dort zusammenkommen, um ihre Netzwerke zu stärken und Strategien für die Verteidigung der Demokratie zu entwickeln. Alinejad betonte, dass die Zusammenarbeit zwischen den Verfechter*innen von Freiheit und Demokratie entscheidend sei, da autoritäre Regime ebenfalls koordiniert agieren.
Bericht zur Menschenrechtssituation in Deutschland
Im Kontext der globalen Herausforderungen bleibt auch die Menschenrechtssituation in Deutschland im Fokus. Das Deutsche Institut für Menschenrechte hat dem Bundestag kürzlich seinen neunten jährlichen Bericht vorgelegt, der fünf zentrale Themen umfasst: Schutz von Geflüchteten, Wohnungslosigkeit, die Exklusion von Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt, ausbeuterische Arbeitsbedingungen von Wanderarbeitnehmer*innen sowie die menschenrechtliche Verantwortung von Unternehmen. Der Bericht ist hier einsehbar: Entwicklung der Menschenrechtssituation in Deutschland 2023–2024.
Unterstützung durch das Humanist Shelter Program
Auch die Humanistische Vereinigung leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz bedrohter Menschenrechtsaktivist*innen. Mit ihrem Humanist Shelter Program bietet sie sichere Unterkünfte, Beratung und Unterstützung für Aktivist*innen, die aufgrund ihres Engagements in Lebensgefahr schweben. Mehr Informationen finden Sie hier: Humanist Shelter Program.
Die gestrige Veranstaltung verdeutlichte eindrucksvoll, wie wichtig Solidarität, Schutz und Unterstützung für Menschenrechtsverteidiger*innen weltweit sind – und wie viel Mut es braucht, um für Freiheit und Gerechtigkeit einzutreten.