Geschichte und Gegenwart sprechen für Humanistischen Unterricht

Genau 150 Jahre ist es her, dass erstmals freireligiöser Unterricht als gleichwertige Alternative zum konfessionellen Unterricht zugelassen und umgesetzt wurde. Das Ziel: eine pluralistische, offene und auf Verständigung ausgerichtete Volksschule in Nürnberg. Anlässlich dieses Jubiläums, der wechselhaften Geschichte und des bis heute nicht vorhandenen Angebots eines Humanistischen Unterrichts an bayerischen Schulen beschäftigte sich jetzt das Kolloquium „150 Jahre Humanistischer Unterricht in Bayern“ mit diesem Thema.

Dass spätestens die mit der Weimarer Verfassung eingeführte Gleichstellung von Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften nach rechtswissenschaftlichen Einschätzungen auch für den Unterricht Gültigkeit besitzt, zeigte Michael Bauer, Vorstand der Humanistischen Vereinigung (HV) und Präsident der European Humanist Federation (EHF). Deshalb fordert die HV schon seit Langem vom bayerischen Staat die Einführung eines Humanistischen Unterrichts – trotz der eigentlich klaren Argumentationslage bislang erfolglos. Außerdem widmete sich Bauer der Frage nach der geeigneten Trägerschaft für einen solchen Unterricht und erläuterte, warum das Ersatzfach Ethik keine Lösung sein kann.

Einen Rückblick auf die ersten Ansätze freireligiösen Unterrichts bot anschließend Dr. Stefan Lobenhofer, Bildungsreferent der HV: Am 12. Juni 1871 wurde das Fach erstmals an der Nürnberger Simultanschule gleichberechtigt neben anderen Religionsunterrichten durch die öffentliche Hand eingerichtet, weshalb dieses Datum auch maßgeblich für das Jubiläum ist. Nach einer 40-jährigen Erfolgsgeschichte wurde es 1910 in die private Organisation zurückgedrängt und 1914 mit fragwürdiger Argumentation wieder komplett verboten.

Dagegen ist in Berlin (seit 1982) und in Brandenburg (seit 2007) die Humanistische Lebenskunde ein ordentliches Lehrfach. Dr. Horst Groschopp, Kulturwissenschaftler und ehemaliger Hochschullehrer an der HU Berlin beschrieb die Entwicklung dieses Unterrichts vom 19. Jahrhundert – mit Blick auf die treibenden Akteure der freireligiösen Gemeinde Berlin und der Humanistische Gemeinde Berlin – bis in die Weimarer Republik, die DDR und die westdeutsche Nachkriegszeit.

In Rheinland-Pfalz ist die Freireligiöse Landesgemeinde Pfalz als staatliche anerkannte Religionsgemeinschaft sogar Kooperationspartner bei der Erstellung der Lehrpläne des freireligiösen Unterrichts. Welche Inhalte dabei vermittelt werden und wie wichtig die Persönlichkeit der Lehrer*innen dabei ist, erklärte dann Renate Bauer, Präsidentin des Dachverbands freier Weltanschauungsgemeinschaften, zum Abschluss des Kolloquiums.

Insgesamt wurde deutlich, dass der Humanistische Unterricht eine geschichtsträchtige, geradezu traditionsbehaftete Institution ist. Er musste sich immer gegen heftigen Widerstand durchsetzen – bis heute. Gerade vor dem Hintergrund einer sich verändernden Gesellschaft, die immer pluralistischer und heterogener wird, erscheint ein Humanistischer Unterricht als Notwendigkeit. Gerade dort werden die Persönlichkeiten der jungen Menschen nachhaltig und an humanistischen Werten orientiert gebildet.

Gewürdigt und gefördert wurde die Jubiläumsveranstaltung durch die Nürnberger Post-Kocher’sche Stiftung sowie durch ein Grußwort von Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König.

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