Freedom of Thought Report 2024: Wo keine Meinungsfreiheit herrscht

Auf ihrer website bieten die Humanists International auch eine interaktive Weltkarte als Übersicht zum weltweiten Stand der Religions- und Meinungsfreiheit.

Die neueste Ausgabe des Berichts von Humanists International zeigt, dass Blasphemiegesetze auch weiterhin in vielen Ländern weltweit die Meinungs- und Glaubensfreiheit einschränken.

Der "Freedom of Thought Report" unserer Kollege*innen von Humanists International ist eine jährliche Analyse der weltweiten Lage der Menschenrechte von nichtreligiösen Menschen, darunter auch Humanist*innen, Atheist*innen und Freidenker*innen. Der Bericht dokumentiert Diskriminierungen, Verfolgungen und Einschränkungen, die Menschen aufgrund ihres nichtreligiösen Weltbildes erfahren, und bewertet den Schutz der Gedanken- und Meinungsfreiheit in verschiedenen Ländern.

Die nun veröffentlichte Ausgabe des Berichts fokussiert besonders die problematische Existenz und Anwendung von Blasphemiegesetzen. Solche Gesetze, die in mindestens 89 Ländern bestehen und 57 % der Weltbevölkerung betreffen, schränken nicht nur die Meinungsfreiheit ein, sondern fördern auch Diskriminierung und Ausgrenzung.

Gotteslästerung wird dabei in unterschiedlichem Maße verboten oder bestraft, doch die Auswirkungen ähneln sich: Kritik an Religionen und freie Meinungsäußerungen dazu werden unterdrückt. Besonders nichtreligiöse Menschen laufen Gefahr, allein aufgrund ihrer Weltanschauung strafrechtlich verfolgt oder sozial sanktioniert zu werden. Der Bericht macht deutlich, dass viele Menschen aus Angst vor Diskriminierung oder Gewalt ihre nichtreligiösen Überzeugungen verbergen. Diese Selbstzensur beeinträchtigt die persönliche Freiheit erheblich.

Humanists International beschreiben in 38 aktualisierten Ländereinträgen, darunter Afghanistan, Italien, Nigeria und Katar, so genannte „Schlüsselländer“, die verdeutlichen, wie Blasphemiegesetze eingesetzt werden, um kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen.

Im aktuellen Freedom of Thought Report kommen auch Betroffene selbst zu Wort, wie etwa die Filmemacherin Leena Manimekalai, die wegen eines Filmplakats zur Zielscheibe von religiösem Hass wurde. In einem Filmprojekt der Toronto Metropolitan University schlüpfte sie in die Rolle der Hindugöttin Kali und ging mit einer Pride-Flagge durch die Straßen der Stadt. Das Filmplakat mit einem Foto dieser Aktion rief einen orchestrierten Shitstorm von fundamentalistischen Hindu-Aktivisten in den sozialen Medien hervor. Manimekali wurde mehrmals bei der Polizei angezeigt und ein religiöser Hindu-Führer rief sogar zu ihrer Ermordung auf – "all das wegen des 'Verbrechens' der künstlerischen Meinungsäußerung", schreibt die Filmemacherin in dem Bericht.

Afghanistan wird als eines der repressivsten Länder dargestellt, mit schwerwiegenden Verletzungen der Menschenrechte und Religionsfreiheit unter der Taliban-Herrschaft. Auch in Saudi-Arabien ist das Vorgehen sehr restriktiv aufgrund strenger Blasphemie-Gesetze und der Verfolgung von Andersdenkenden. Der Iran ist ein weiteres Beispiel für die starken Einschränkungen der Religions- und Meinungsfreiheit. Erst Ende Januar hat ein Gericht im Iran den Musiker Amir Tataloo wegen "Beleidigung des Propheten" zum Tode verurteilt.  Laut den Vereinten Nationen wurden im Jahr 2024 im Iran mindestens 901 Menschen hingerichtet.

Ebenso taucht auch Russland in dem Report auf. Hier werden zunehmende Repressionen gegen Kritiker und religiöse Minderheiten verzeichnet. Auch in Indien wächst der Nationalismus der Hindus an. Laut Berichten steigen in diesem Land die Spannungen zwischen religiösen Gruppen an.

Um verfolgte Humanisten zu unterstützen, hat Humanists International vor vier Jahren das Programm "Humanists at Risk" ins Leben gerufen. Seitdem haben sich etwa 700 Hilfesuchende an die Organisation gewandt. 62 Prozent von ihnen nannten als größte Sorge den Vorwurf der Blasphemie. Die Humanistische Vereinigung engagiert sich ebenfalls für bedrohte nichtreligiöse Menschen bzw. Student*innen sowie Menschenrechtsaktivist*innen mit den Programmen „Humanist Students at Risk“ und „Humanist Shelter Program".

Auch im deutschen Strafgesetzbuch findet sich nach wie vor ein Verbot der Blasphemie. Nicht nur deshalb schneidet Deutschland im Freedom of Thought Report nur mittelmäßig ab. Der Bericht kritisiert außerdem die systematische Privilegierung von Religionen in Deutschland, insbesondere der katholischen und evangelischen Kirche, die Kirchensteuer und staatliche Gelder für Kirchen sowie Religionsunterricht und das Festhalten an den historischen Staatsleistungen.

Die HV, die HI und ihre Partner setzen sich seit Jahren für die Abschaffung dieser repressiven Gesetze ein. Während in den letzten Jahren mindestens zehn Länder ihre Blasphemiegesetze aufgehoben haben, zeigt das Beispiel Dänemarks, dass solche Gesetze – wenn auch in veränderter Form - zurückkehren können. Auch innerhalb der Vereinten Nationen wird der Konsens zur Bekämpfung von Blasphemiegesetzen zunehmend infrage gestellt. Dennoch hat der UN-Generalsekretär António Guterres erst kürzlich bekräftigt, dass solche Gesetze mit dem Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte unvereinbar sind.

Der "Freedom of Thought Report 2024" zeigt wie seine Vorgänger, dass die internationale Gemeinschaft weiterhin für die Abschaffung von Blasphemiegesetzen eintreten und kämpfen muss. Diese Gesetze bedrohen die Freiheit aller Menschen, unabhängig von ihrer religiösen Überzeugung. Um Gedankenfreiheit und Menschenrechte weltweit zu stärken, ist ein anhaltender Einsatz für Meinungsfreiheit, Dialog und gegenseitigen Respekt erforderlich.

Den ganzen Bericht finden Sie hier:

https://humanists.international/de/2025/01/neuer-Bericht-enth%C3%BCllt-das-Ausma%C3%9F-der-Blasphemiegesetze-weltweit/

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