Ein „Staudinger“ für den Franz-Jacob-Wigard-Saal in Dresden
Am Sonntag (9. Oktober 2022) stiftete der Dresdner Künstler Oskar Staudinger eine Zeichnung von Franz Jacob Wigard (1807-1885) für den gleichnamigen Veranstaltungssaal im hiesigen Regionalbüro der Humanistischen Vereinigung. Zum Anlass nahm er offenbar das Tagesthema „Geschichte des Humanismus in Dresden“ in der Veranstaltungsreihe „Philosophie beim Frühstück“.
Wigard hatte 1845 die „Deutschkatholische Gemeinde Dresden“ mitgegründet und wurde ihr Vorstand. Die Bewegung entsprang der eindringlichen Kritik des ostpreußischen Priesters Johannes Ronge am Wallfahrtsaufruf des Bischofs Arnoldi nach Trier. Drei Jahre später hatte die Bewegung in Abgrenzung zur römisch-katholischen Kirche, in Ablehnung von Reliquienkult und in Befürwortung von selbstbestimmem Religionsverständnis auch Franken erreicht, wo 1848 in Nürnberg eine entsprechende Gemeinde gegründet wurde. Aus dieser hat sich in direkter Linie über mehrere Etappen hinweg die heutige Humanistische Vereinigung KdöR entwickelt.
Dazu Michael Brade, Regionalbeauftragter der Humanistischen Vereinigung für Sachsen und zugleich ehrenamtlicher Präsident der „Humanistischen Gemeinschaft Dresden“:
„Es war eine wunderschöne Überraschung am Sonntag, das Porträt wird einen würdigen Platz erhalten! Wir ehren das Andenken Wigards als Mitbegründer der Vorgängerorganisation der Dresdner Gemeinschaft, die sich nie von Zerschlagung und Enteignung durch die Nazis erholen konnte und folglich nicht auf eine ungebrochene Tradition zurückblicken kann.“
Franz Jacob Wigard war vielseitig interessiert und begabt, wirkte als Parlamentsstenograph, Professor für Stenographie, studierte nach den unbegründeten Hochverratsvorwürfen gegen ihn wegen Mitgliedschaft im Stuttgarter „Rumpfparlament“ Medizin und praktizierte als Arzt in Freital-Deuben und Dresden, wo er als Stadtverordneter weiterhin auch politisch aktiv blieb.