Bayern wird immer säkularer
„An diesen Zahlen wird die Landespolitik wohl nicht mehr lange vorbeikommen“, sagte HVD-Vorstand Michael Bauer am Freitag in Nürnberg zu dem aktuellen Bericht des Bayerischen Rundfunks. „Eine wachsende Zahl unserer Mitbürgerinnen und -bürger ist offenkundig überzeugt, dass sich ein sinnvolles und gutes Leben auch ohne Kirchenmitgliedschaft gestalten lässt. Es ist zu hoffen, dass sich das bald auch im politischen Umgang mit den Anliegen konfessionsfreier und nichtreligiöser Menschen in unserem Land zeigt. Ihre Zahl wächst von Jahr zu Jahr“, so Bauer weiter.
Der Bayerische Rundfunk hatte zuvor nach eigenen Recherchen berichtet, dass 2018 die Zahl der Kirchenaustritte gegenüber dem Vorjahr stark gestiegen ist. Aktuelle Daten aus rund fünf Dutzend Städten mit über 20.000 Einwohner*innen wurden dazu ermittelt. Die Austrittszahlen in bayerischen Gemeinden liegen bis zu 133 Prozent über denen von 2017. Im Durchschnitt sind sie um gut ein Viertel angestiegen, hieß es.
Beim Bedarf an humanistischen Angeboten und Dienstleistungen ist jedenfalls weiter von einem starken Wachstum auszugehen, ob bei der Gestaltung von Lebenswenden oder bei der Kitaplatz-Suche, sagte Michael Bauer. Besonders eine echte Alternative zum Religionsunterricht, ein seit langem bestehendes Anliegen des humanistischen Teils der bayerischen Gesellschaft, rückt immer mehr in den Vordergrund, betonte er: „Es ist ärgerlich, dass das Land uns hier seit über 40 Jahren mit einem bloßen Ersatzfach ohne Standpunkt abspeist. Die Ermöglichung eines wertebildenden Unterrichts, der gleichberechtigt und qualitativ auf Augenhöhe zum konfessionellen Unterricht ist, ist längst geboten. Humanistischer Unterricht als qualifiziertes Wahlpflichtfach für die Schulen ist bildungspolitisch mittlerweile ein Muss“, so Bauer.
Informieren Sie sich weiter dazu auf unserer Website zum Humanistischen Unterricht.
Was die Ursachen der Austrittswelle betrifft, hält Michael Bauer es für möglich, dass auch der södersche Kreuz-Erlass vom April vergangenen Jahres eine Rolle spielt. Als einer der ersten hatte der HVD Bayern am Beschluss des Ministerrats deutliche Kritik geübt. „Dieser Schritt der Regierung hat sicherlich vielen Menschen den Anstoß gegeben, ihre tatsächlichen weltanschaulichen Auffassungen zu hinterfragen. Das dürfte mit zu den vielen Abmeldungen geführt haben“, so Bauer. Von den Kirchen ist das sicherlich zu bedauern, allerdings profitieren diese auch bei verringerter Gläubigenzahl weiter von großzügigen Zuschüssen von rund 100 Millionen Euro jährlich aus der Landeskasse, erinnerte er. „Angesichts der stetig kleiner werdenden Kirchengemeinden sind diese einseitigen Privilegierungen der Kirchen allerdings immer weniger zu rechtfertigen.“