8. März: Bleibt solidarisch!
„Frauen werden noch immer in vielen Bereichen des Lebens und der Gesellschaft keine selbstbestimmten und vernünftigen Entscheidungen zugetraut“, so von Chossy. Die Tatsache, dass seit Jahren eine Frau Bundeskanzlerin sei, könne nicht als Beleg herhalten. Denn dies täusche über nicht zuletzt auch religiös verwurzelte Strukturen patriarchalischer Bevormundung und Ungleichbehandlung aufgrund des Geschlechts hinweg: „Gender-Pay-Gap und durchschnittlich geringere Rentenansprüche sind nur zwei fortdauernde alltägliche Zeichen, dass sich Millionen Frauen bei existenziellen Fragen oft noch immer als Bürgerinnen zweiter Klasse sehen müssen“, so Ulrike von Chossy, Pädagogin und Leiterin der Humanistischen Grundschule Fürth.
„Ein wirklich selbstbestimmtes Leben ist ebenfalls nicht möglich ohne wirklich selbstbestimmte Familienplanung. Darum begrüßen und unterstützen wir die aktuellen Forderungen nach Aufhebung des gesetzlichen Verbots zu Fragen rund um die rechtzeitige Beendigung ungewollter Schwangerschaften, wie diese in § 219a des Strafgesetzbuchs leider immer noch verankert ist. Informationsrecht ist ein Menschenrecht!“, betonte von Chossy in Nürnberg.
Bedauerlicherweise gebe es auch im Kreis der Frauen bis heute einige, die sich gegen den Abbau von Ungleichbehandlungen und diskriminierenden Strukturen aussprechen oder diese durch ihr Schweigen dazu stützen, meinte sie. „Zugleich gibt es viele Männer, die sich immer wieder solidarisch mit den Anliegen der Frauenbewegung zeigten und zeigen. Dies macht für mich deutlich: Die Trennlinie im Kampf um Gleichberechtigung und Gleichbehandlung verläuft nicht per se zwischen Frauen und Männern, sondern zwischen den Menschen, die sich für Fortschritte stark machen und denen, die dagegen kämpfen. Als Humanistinnen und Humanisten rufen wir darum weiterhin dazu auf: Bleibt solidarisch! Ich bin überzeugt: eine Gesellschaft, die Ungleichbehandlungen und Bevormundung aufgrund des Geschlechts verhindert, ist eine friedlichere Gesellschaft und damit eine wichtige Grundlage einer friedlichen und gerechteren Welt.“
Zum Hintergrund:
Der Humanistische Verband Bayern ist Mitglied des Humanistischen Verbandes Deutschlands, der u.a. 2013 das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung initiierte und ins Leben gerufen hat. Das Bündnis wird von heute einem bundesweiten Netzwerk aus Beratungsstellen, verschiedenen frauenrechtsorientierten und allgemeinpolitischen Gruppen, Verbänden, Gewerkschaften und Parteien sowie mehr als 4.000 Einzelpersonen unterstützt.