Pandemie macht Welt für Humanist*innen gefährlicher

Zum Internationalen Tag der Menschenrechte haben die Humanists International ihren alljährlichen "Freedom of Thought Report" veröffentlicht. Der Bericht zeigt: Die Ausbreitung der COVID-19-Pandemie birgt für Humanist*innen nicht nur gesundheitliche Risiken. Im Zuge der Pandemiebekämpfung werden auch kritische Stimmen unterdrückt und Ungleichheiten verschärft.

Bereits zum neunten Mal untersuchen die Humanists International in ihrem Freedom of Thought Report die rechtliche und menschenrechtliche Situation von Humanist*innen, Atheist*innen und Nichtreligiösen auf der ganzen Welt. Demnach werden Humanist*innen in 106 Ländern der Welt diskriminiert, unter anderem durch Blasphemiegesetze, eine religiöse Gerichtbarkeit, obligatorischen Religionsunterricht, den Ausschluss von Nichtreligiösen aus bestimmten Ämtern oder eine finanzielle Bevorzugung von Religionen. In wenigstens zwölf Ländern riefen Regierungsmitglieder offen zu Gewalt gegen Humanist*innen auf.

Als wäre diese Benachteiligung von Humanist*innen nicht schon schlimm genug, verschärfte die globale Pandemie die Lage vielerorts noch: Nichtreligiöse wurden für die Ausbreitung des Coronavirus verantwortlich gemacht. Mancherorts nutzten Regierungen den Kampf gegen die Pandemie dafür, die Meinungs- und Versammlungsfreiheit einzuschränken. Reisebeschränkungen, die aus epidemiologischer Sicht durchaus Sinn machen, da sie eine Verbreitung des Virus erschweren, hinderten Humanist*innen daran, sich vor Verfolgung und Gewalt in Sicherheit zu bringen.

Bei der Vorstellung des diesjährigen Berichts erklärte der Präsident von Humanists International, Andrew Copson: "Heute befindet sich unsere Welt im Griff einer globalen Pandemie, wie wir sie seit einem Jahrhundert nicht mehr gesehen haben." Die vielerorts verhängten Einschränkungen seien "absolut notwendig", hätten aber manchmal auch den Nebeneffekt, dass sie genau jene Menschen gefährden, deren Lage auch schon vor der Pandemie eine unsichere war. Humanist*innen, die der Lockdown zurück zu ihren gewalttätigen Familien zwingt oder die auf der Flucht strandeten, wissen ein Lied davon zu singen.

Auch Ahmed Shaheed und Emma Wadsworth-Jones von den Humanists International betonten, dass die Familie für viele Humanist*innen kein sicherer Ort sei. "Zu Hause werden sie gezwungen, Religion zu simulieren, religiöse Feste zu feiern, zu beten, sich zu Werten zu bekennen, die sie nicht vertreten, die ihrem eigenen Glauben grundlegend widersprechen", so Wadsworth-Jones. "Das ist wirklich psychologisch schädlich, aber wenn sie das nicht tun, riskieren sie, zum Sündenbock gemacht zu werden, sie riskieren Diskriminierung und Gewalt."

Deutschland schneidet schlecht ab


Auch wenn Humanist*innen und Nichtreligiöse in Deutschland keine offene Gewalt fürchten müssen und in Sicherheit leben können, attestiert der Freedom of Thought Report der Bundesrepublik weiterhin großen Nachholbedarf bei der Gleichbehandlung ihrer humanistischen Bürger*innen. Religion würde systematisch privilegiert, heißt es in dem Bericht - in Schulen, wo die Alternativen zum Religionsunterricht fehlen, in Einrichtungen der Daseinsvorsorge, die - wie es zum Beispiel bei Krankenhäusern der Fall ist - mancherorts fast ausschließlich von kirchlichen Trägern betrieben werden, oder auch bei öffentlichen Gedenkveranstaltungen, wo Nicht-Religiöse wie selbstverständlich übergangen würden.

Dieser Befund deckt sich mit dem des Berichts "Gläserne Wände", der 2019 in seiner zweiten Auflage erschienen ist und auf 100 Seiten die Ungleichbehandlung nichtreligiöser Menschen in Deutschland aufzeigt. Der im Institut für Humanistische Politik veröffentliche Bericht ist hier als kostenfreies pdf erhältlich.

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