„Der George Floyd Europas liegt auf dem Grund des Mittelmeeres“
„In diesen Tagen blicken wir schockiert auf die Bilder menschenverachtender Polizeigewalt in den USA, und mit Besorgnis registrieren wir die dortige politische Entwicklung. Unser Mitgefühl gilt dem Opfer und seinen Angehörigen und Freunden. Allerdings brauchen wir Europäerinnen und Europäer nicht erst über den Atlantik zu sehen, um Rechtspopulismus und die Geringschätzung von Menschenleben zu finden. Die Standards der Rechtsstaatlichkeit sind selbst in einigen Mitgliedsstaaten der EU gefährdet. Der Umgang mit Menschen auf der Flucht an und vor den Außengrenzen der EU ist oftmals kein positives Beispiel für die sonst so gerne hochgehaltenen humanistischen Werte Europas.
Der George Floyd Europas liegt auf dem Grund des Mittelmeeres, gemeinsam mit Tausenden von Geflüchteten, deren Tod uns lieber war als die Kosten ihrer Rettung zu tragen, oder gar sie bei uns aufzunehmen. Für Überheblichkeit gibt es diesseits des Atlantiks wahrlich keinen Anlass. Es ist zu hoffen, dass die Proteste gegen Rassismus, Menschenfeindlichkeit und Ausgrenzung auch in Europa und sogar weltweit ein schärferes politisches Bewusstsein für Menschen- und Bürger*innenrechte bewirken werden. Humanistischen Werten Geltung zu verschaffen, bleibt unser aller Aufgabe.“